Ich hab den Absprung schweren Herzens geschafft. Noch einmal ins eiskalte Wasser in Milfontes, ein paar Liter Meerwasser für meine Haut abgefüllt – dann gab’s ein letztes Prato do Dia. Und ein kurzer Abschiedsgruß an die Rota Vicentina, die sich hier als Fischerpfad (Trilho dos Pescadores) direkt an der Küste entlangschlängelt. Ich dachte, vielleicht finde ich dort meine Augenmuschel wieder – aber Fehlanzeige. Dafür gab’s neue Fotos. Dann ging’s los.
Fast die gesamte Fahrt ging vorbei an Korkeichenwäldern, Olivenbäumen, Weinreben, Plantagen und Weiden – oder einer wilden Mischung aus allem. Wahnsinn, wie viel „unbewohnte“ Fläche dieses eigentlich kleine Land hat.
Einmal hab ich rechtzeitig eine kleine Bucht an der Straße entdeckt und konnte kurz innehalten: Vogelzwitschern, Grillenzirpen, Korkwiesen – herrlich. Bis wieder ein Auto vorbeizischt. Einfach mal irgendwo stehen bleiben? Weiterhin schwierig. Es gibt kaum Haltemöglichkeiten – und will man auf der eigentlich leeren Straße mal kurz anhalten, kommt garantiert ein Auto um die Ecke.
Insgesamt war’s heute eine Etappe von rund 190 km, bis ich müde wurde und in Évora Monte auf einem kleinen, recht neuen Parkplatz für LKWs und Autos gelandet bin. Nur zwei LKWs da – also angenehm ruhig. Zur spanischen Grenze sind’s noch etwa 80 km. Vielleicht schau ich mir morgen früh das Castello hier an. Porto und Coimbra müssen jedenfalls bis zum nächsten Portugal-Trip warten – dann fahre ich wohl aus dem Norden ein.
Der nächste Morgen
Und was soll ich sagen – der unvorhergesehene Stopp war goldrichtig. Gegen 7 Uhr gab’s eine Wahnsinnsaussicht vom Castello. In den Hügeln hingen noch Wolken, die Sonne stieg langsam auf – richtig schön.
Und während hier der Tag so gegen 9 Uhr langsam anlief, ging’s für mich schon weiter. Gegen Mittag zeigte das Thermometer 28 Grad. Mein Kreislauf meinte nur: „Wasser allein reicht nicht.“ Also schnell weiter – und etwas zu essen finden.
Google zeigte sich wieder von seiner besten Seite…
Nicht nur, dass ich auf einen Feldweg gelotst wurde – der wurde irgendwann zum Sandweg, und schließlich sollte eine Flussdurchfahrt folgen. Nein danke. Wieso mach ich den Mist eigentlich immer wieder mit? Am Ende bedeutete das über 50 km Umweg. Die Navigation in Portugal und Spanien ist noch unzuverlässiger als in Deutschland… Auch Fahrtrichtungen und Sperrungen werden ignoriert…

Yo, Bitch – where’s Mr. White?!
Ja, genau – Alburquerque war das nächste Ziel. 😁 Allerdings nicht das in New Mexico, das schreibt sich nämlich ohne r hinter dem u 😉
Dort bin ich in ein kleines Restaurant gegangen – lustigerweise geführt von einem Portugiesen. Für 8,50 € hab ich Medaillons vom iberischen Schwein bestellt. Erst kam ein kleiner Teller mit ein paar Stücken leckerem Fleisch. Ich dachte kurz: Okay, dann war’s wohl eine Art Tapas – etwas teuer dafür. Als ich zahlen wollte, grinste er: „Nur der Gruß aus der Küche.“ – Wir haben beide herzlich gelacht.
Dann kamen die eigentlichen Medaillons – ca. 300 bis 350 g. Und das war das saftigste Schweinefleisch, das ich seit Langem gegessen hab. Der Preis war damit mehr als gerechtfertigt.
Irgendwann musste es ja mal passieren…
Der Abend rückte schnell näher – Zeitzonenwechsel.
Mit Park4Night hab ich mir einen Platz an einem Stausee gesucht, da der Tag nun doch recht schnell zu Ende ging. Kein Empfang – eigentlich ideal für einen meditativen Abend. Aber plötzlich hatte ich Puls: Beim Durchschauen der Bilder bemerkte ich, dass sich auf meinem Kamerasensor wohl gestern oder vorgestern etwas festgesetzt hat.
Fast alle Fotos haben nun mehrere kleine Flecken – bei Panoramen noch auffälliger. Der Blasebalg hat nichts gebracht.
Jetzt heißt’s: schnelle Lösung finden. Ich will ja noch ein paar Bilder machen. Hier irgendwo ein Reinigungset aufzutreiben ist nicht einfach. Also Plan B: Amazon.es. Prime hat nicht funktioniert, aber für 3,99 € Versand soll das Set am Sonntag an einer Tankstelle ankommen.
Also gibt’s diesmal eine eher begrenzte Anzahl an Fotos – hauptsächlich vom Handy. Nur hier unterwegs am Notebook die Sachen komplett rauszuarbeiten… da fehlt mir ehrlich gesagt die Muße. Und, ja – auch ein bisschen die Zeit. 😉 Ein wenig Schadensbegrenzung hab ich aber betrieben, damit ein paar Eindrücke mehr vorhanden sind.

Wenn der Autobahnrasthof zur Oase der Ruhe wird
Den Abend am Stausee hab ich dann allerdings abgebrochen – zu viele Mücken, zu warm im Auto. Ich zog in der Nacht weiter in Richtung Cáceres.
Mit Lichtverschmutzung hat man hier deutlich weniger Probleme. Ziemlich einsam, ziemlich dunkel…
In einem Vorort von Cáceres wollte ich eigentlich übernachten, aber irgendwo in der Nähe wurde ordentlich gefeiert. Ich bin dann nochmal um 1 Uhr nachts weiter – und nebenbei festgestellt, dass um diese Uhrzeit sogar noch der Kinderspielplatz gut besucht war. Crazy Feier. 😄
Da war es dann am Truck Stop an der Autobahn im Vergleich so leise wie auf dem Friedhof… Auf der Autobahn ist aktuell auch irgendwie nichts los. Hier dann also endlich Ruhe gefunden.
Und ich konnte dort morgens sogar kostenlos duschen – okay, das Frühstück war etwas teurer, aber zusammen mit der Dusche passt der Preis wunderbar. Allerdings ist das Wasser hier wieder mehr gechlort. 😐
Nun heißt es: Den Tag ein wenig laufen lassen – und auf das morgige Paket warten…